Eine Kampagne, die nicht laut sein muss, um gehört zu werden
Ramersbach. Es sind oft nicht die lauten Werbekampagnen, die lange nachhallen. Es sind jene, die aus Überzeugung entstehen. Aus Erleben. Und aus Dankbarkeit. Genau dort setzt das Projekt „Liebe geht raus ans Handwerk“ an. initiiert von der Ramersbacher Künstlerin Antje Mies, die dem Handwerk auch im Kreis Ahrweiler eine öffentliche Wertschätzung verleihen möchte und bundesweit bereits verleiht, wie man sie so bislang kaum kannte.
Als sichtbar wurde, wer wirklich trägt
„Einen einzelnen Auslöser hat es nicht gegeben“, sagt Antje Mies. Vielmehr sei die Idee gewachsen. Über Jahre, über Erfahrungen und nicht zuletzt durch die Flutkatastrophe im Sommer 2021. Wie sie sagt, wurde damals im Ahrtal plötzlich klar, was sonst oft still im Hintergrund geschieht: Ohne Handwerkerinnen und Handwerker geht nichts. Seinerzeit kamen sie ehrenamtlich, opferten Urlaubstage, organisierten Material, koordinierten Hilfe. Der Wiederaufbau, so banal es auch klingen mag, begann mit Handwerk und läuft seither mit dem Handwerk.
Handwerk als Lebensgrundlage

Wie ein Hashtag zur Bewegung wurde
Aus diesem eher inneren Prozess heraus entstand zunächst ein Podcast mit dem Titel „Mein Leben mit SHK und HzbaL“. Darin beschrieb sich nicht die Technik, sondern den Alltag: Sie erzählte vom Leben mit einem Heizungsbauer, mit einem Menschen aus einem Beruf, der selten im Rampenlicht steht. Über diesen Podcast formte sich auch der Hashtag #liebegehtrausanshandwerk. Das ist ein Satz, der bewusst mehr meint als romantische Zuneigung. Es geht um Dankbarkeit, Solidarität, Wertschätzung und Zusammenhalt. Um Liebe im gesellschaftlichen Sinn.
Künstlerin baut dem Handwerk eine Bühne
Dass diese Kampagne ausgerechnet von einer Künstlerin kommt, ist kein Zufall. Antje Mies ist ausgebildete Schauspielerin, Absolventin der Schauspielschule Charlottenburg in Berlin. Die Bühne war früh ihr Zuhause, das Theater ist bis heute ihr künstlerischer Kern. Film, Werbung und Fotoprojekte nutzt sie bewusst als Erweiterung, nicht als Ersatz. Routine lehnt sie ab, Haltung ist ihr wichtiger als Gefälligkeit.
Diese Haltung zeigte sich auch in Krisenzeiten. Während der Corona-Pandemie, als Aufträge wegbrachen, initiierte sie mit „Schöne Aussichten“ ein eigenes Live-Format, das Künstlerinnen und Künstler sichtbar machte und Zuversicht vermittelte. Ein Muster, das sich nun im Engagement für das Handwerk fortsetzt: Nicht klagen, sondern gestalten. Nicht warten, sondern machen.
Ramersbach als bewusster Ankerpunkt
Aus Berlin zurück in ihrer Heimat Ramersbach, bewusst gewählt als Lebensmittelpunkt, verbindet Mies ihre künstlerische Arbeit mit regionaler Verantwortung. „Liebe geht raus ans Handwerk“ richtet sich dabei bewusst nicht an eine klar abgegrenzte Zielgruppe. Handwerk, so ihre Überzeugung, betrifft jeden Menschen: generationenübergreifend und ohne Ausnahme. Entsprechend offen ist die Initiative angelegt.
Dankbarkeit, Skepsis und Aufbruchsstimmung
Die Rückmeldungen aus dem Handwerk selbst sind vielfältig: Dankbarkeit, Neugier, Unterstützung, aber auch Skepsis. Dass eine „Nicht-Handwerkerin“ sich so intensiv mit dem Thema beschäftigt, überrascht manche. Andere spüren, dass hier neue Sichtweisen ins Spiel kommen.
Und ja, es gibt auch Gegenwind. „Vielleicht bin ich der Zeit ein Stück voraus“, sagt Mies nüchtern. Humor hilft und Geduld, auch wenn sie selbst darüber schmunzelt, dass genau das ihre größte Herausforderung sei.
„Liebe geht raus ans Handwerk“ ist mehr als eine Kampagne. Es ist ein kultureller Beitrag zum Wiederaufbau. Nicht aus Beton und Balken, sondern aus Anerkennung.
